1882

Auch Metzgermeister Nothhaft braut ab sofort in der Bierstadt Marktredwitz

Die (offizielle) Geschichte der Brauerei Nothhaft beginnt mit der Firmengründung 1882. Metzgermeister und Kommunbrauer Christoph Otto Wilhelm Nothhaft hatte ein Jahr zuvor in der damaligen „Badgassvorstadt“ ein Gebäude mit Braurecht gekauft. Das erste hier gebraute und verkaufte Bier war der Rawetzer Zoigl, der im Laufe der fast 150-jährigen Brauereigeschichte in Vergessenheit geriet und erst von Otto Nothhaft II. bei seinem Eintritt 1994 wieder auflebte.

Mit dem Bau des Wohnhauses entsteht der heute noch sichtbare Gebäudekomplex

1898 kaufte er eine weitere Haushälfte. Vorne richtete er eine Metzgerei und eine Schankwirtschaft ein, hinten die Brauerei. 1906 trat sein Sohn Wilhelm in den Betrieb ein, der fortan unter „Brauerei Otto Nothhaft und Sohn“ firmierte. Wilhelm baute direkt daneben auch ein neues Wohnhaus. Beide Gebäudekomplexe kennen wir heute als Brauereigaststätte Am Strand und Privatwohnhaus der Familie Nothhaft in der Ottostraße 32 und 30.

Chronologie der Familien- und Brauereigeschichte der Nothhafts

Chronologisch beginnt die Reise der fränkischen Familienbrauerei und des Rawetzer Bieres noch viel früher…

  • 1540 Das Haus Nummer 36 in der Redwitzer Badgasse (heute Ottostraße) erhält das Braurecht.
  • 1648 Die Familie Nothhaft wird im Markt Redwitz ansässig.
  • 1881 Otto Nothhaft I. erwirbt das Anwesen Nr. 36a in der „Badgassvorstadt“
  • 1882 Die Brauerei Nothhaft wird gegründet.
  • 1898 Ein neues Brauhaus wird errichtet und der Lager- und Eiskeller erweitert.
  • 1898 Die Familie kauft die zweite Haushälfte. Im Vordergebäude wird die heute als „Strand“
    bekannte Schankwirtschaft eingerichtet. Die hintere Haushälfte dient als Brauerei.
  • 1902 Ein neues Brau- und Kesselhaus wird errichtet.
  • 1906 Sohn Wilhelm tritt als Braumeister in den elterlichen Betrieb ein.
  • 1931 Das Kühlhaus der Brauerei brennt ab.
  • 1937 Der Gründer der Brauerei, Otto Nothhaft I., verstirbt. Sohn Wilhelm übernimmt.
  • 1945 Neun Brauereimitarbeiter kehren aus dem II. Weltkrieg nicht mehr zurück.
  • 1956 Ein neues Sudhaus wird gebaut.
  • 1958 Mit Wilhelm Nothhaft stirbt die zweite Generation. Sein zweitgeborener Sohn August
    übernimmt die Geschäfte.
  • 1966 Das Sudhaus wird auf die doppelte Kapazität erweitert.
  • 1994 Otto Nothhaft II. übernimmt die Führung der Familienbrauerei.
  • 1996 Eine neue Lagerhalle wird in der benachbarten Kösseinestraße gebaut.
  • 2006 Mit Tochter Carolin Nothhaft tritt die fünfte Generation in den Familienbetrieb ein.
  • 2022 Carolin Nothhaft übernimmt die Geschäftsführung der Brauerei.

Die Bierstadt Marktredwitz – ein reichlich bebilderter Rückblick

In seinem 2024 erschienenen Buch „Die Geschichte des Brauwesens in Marktredwitz“ blickt Tobias Damberger vom Marktredwitzer Stadtarchiv noch etwas weiter zurück und gibt auch noch mehr Details über die Nachkriegszeit:

„Die Familie Nothhaft stammt nach einer Familienüberlieferung aus dem Landsassengeschlecht der Nothaft von Weißenstein. Dabei wurde auch das Familienwappen der Familie, das sämtliche Brauereiartikel ziert, von Generation zu Generation überliefert. Seit dem Ende des Dreißigjährigen Krieges im Jahr 1648 wurde die Familie Nothhaft in Redwitz ansässig. Der Neubürger Georg Nothhaft erscheint in
diesem Jahr zum ersten Mal in den Ratsprotokollen von Redwitz. Er erwarb die Dörflaser Burgermühle und heiratete Agnes Haubner aus Redwitz.“

Beide Nothhaft-Söhne gründen eigenständige Brauereien

„[…] Die Burgermühle blieb über viele Generationen hinweg im Besitz der Familie Nothhaft, die in Dörflas als Fleischhacker und Weißbierbrauer tätig waren. Seit 1869 wurde unter dem in Dörflas geborenen Metzgermeister und Gasthofbesitzer Johann Heinrich Nothhaft im Markt 23 (heute Zoigl
Am alten Rathaus) gebraut. Seine Söhne Johann Friedrich (Fritz) Gottfried und Christoph Otto Wilhelm Nothhaft gründeten jeweils einen eigenen Brauereibetrieb. Otto etablierte im Jahr 1882 die Brauerei Nothhaft und Fritz gründete 1895 die vollkommen neue Brauerei Kaiserhof. Im Unterschied
zur Schlossbrauerei Gebr. Kastner, die ihren Ursprung in den rittergütlichen Sonderrechten hatte, begründeten sich die Nothhaftschen Brauereien auf bürgerlichen Hausbraurechten.“

Braurecht hatte das Haus bereits 1540

„[…] Das Haus in der in der ehemaligen Badgasse mit der Hausnummer 138 (später Hausnummer 36, heute Ottostraße 30) verfügte bereits um 1540 über ein Braurecht. […] Das Gebäude, dem ein altes Brau- und Schankrecht innewohnte, wurde 1881 vom Metzgermeister und Kommunbrauer Otto Nothhaft erworben. Das andere halbe Haus […] ging 1898 ebenfalls in den Besitz von Otto Nothhaft über. Im selben Jahr wurden eine Metzgerei und Schankwirtschaft (spätere Gaststätte Am Strand) im Vordergebäude und eine Brauerei im Hintergebäude eingerichtet.“

Nothhaft stellt seit 1929 auch eigene Limonaden her

„[…]1929 wurde die Herstellung und der Vertrieb von Limonaden und Tafelwassern angemeldet. Ein neues Sudhaus wurde 1955 errichtet, um die Modernisierung des Betriebes zu fördern. Dieses wurde im Jahr 1966 auf die doppelte Kapazität erweitert. Wilhelm Nothhaft verstarb 1958, sein Sohn Christoph August Martin übernahm die Brauerei mit 27 Angestellten. Ab 1963 wurde er durch seinen Sohn Otto unterstützt. 1967 erfolgten die Herstellung und der Vertrieb von Limonaden.“

Strategische Neuausrichtung sichert über 20 Arbeitsplätze

Otto Nothhaft II. übernahm im Unternehmen immer mehr Verantwortung und trat schließlich 1994 offiziell in die Geschäftsführung ein. Es folgten strategische Neuausrichtungen, die den Familienbetrieb im stetig schwieriger werdenden Wettbewerbsumfeld hielten.

Ab 1988 werden nur noch die Bierbrauerei und die Limonadenherstellung betrieben. Malzrösterei und Lohnfuhrwerk entfallen. Ein Weißbierkeller wird gebaut. Zwei Jahre später folgt ein neuer Gärkeller mit geschlossenen Gärtanks. 1994 wird auf KEG-Fässer umgestellt. Das sind Mehrwegfässer zur industriellen Befüllung und sterilen Lagerung. Der Unternehmensname wird in Brauerei Nothhaft geändert. Sie füllt ab sofort nur noch in so genannte NRW-Flaschen ab. Entsprechende NRW-Bierkästen werden angeschafft – damals eine Millionen-Investition. 1996 wird an der Kösseinestraße eine neue Lagerhalle errichtet. Weitere Investitionen folgten.

Von der Hausbrauerei zum Mittelstandsbetrieb

Tobias Damberger führt abschließend in seinem Text weiter aus: „[…] Die Brauerei Nothhaft hat sich von den Anfängen einer Hausbrauerei zu einem angesehenen mittelständigen Betrieb entwickelt und zählt heutzutage sehr viele Bierabnehmer zu ihrem Kundenstamm, darunter sind unter anderem zahlreiche gastronomische Betriebe, Märkte, Vereine und Feuerwehren. Des Weiteren ist die Brauerei Nothhaft Bierlieferant für private Feiern und Privatpersonen mit einem eigenen Heimdienst inbegriffen. Aber auch Festveranstalter zählen zu den vielen Kunden, wie beispielsweise das Festival Sticky Fingers in Brand bei Marktredwitz. Die älteste Geschäftsbeziehung der Brauerei Nothhaft, die seit dem Jahr 1924 bis heute über hundert Jahre lang durchgängig besteht, ist die zu der Gaststätte Dragoner in Höll bei Pullenreuth.

Woher kommt das zweite „h“?

Das doppelte „h“ in Nothhaft ist übrigens kein Schreibfehler – sondern ein Stück gelebte Familiengeschichte. Seit Jahrhunderten wird der Name unserer Brauerei so geschrieben, ganz nach der alten fränkischen Tradition.

Tatsächlich stammt „Nothhaft“ vom mittelhochdeutschen „nôt-hafte“, was so viel bedeutet wie „in der Not standhaft und tapfer“. Ein Name, der Stärke, Verlässlichkeit und Mut ausdrückt – und der perfekt zu unserer Philosophie passt: Mit Leidenschaft, Handwerk und Herzblut brauen wir Biere, die seit Generationen Menschen zusammenbringen.

Dieses kleine „h“ ist für uns also weit mehr als ein Buchstabe. Es steht für unsere Wurzeln, unsere Heimat und die Werte, die uns seit jeher wichtig sind. Prost darauf!